Irgendwann 2014 oder 2015 klingelte es bei uns an der Tür. Es war meine ehemalige Kindergärtnerin, die ein Radio vorbei brachte. Nun, zu der Zeit war ich noch sehr klein und habe selbst noch nicht reparieren können, deshalb wurde das Radio erst mal eingelagert. Nach kürzlich erfolgter Reparatur eines ähnlichen Gerätes, war ich optimistisch den Imperial 500WK wieder zum laufen zu bekommen.
Der erste Blick hinter die Rückwand (Hust!)
Unter einer Staubschicht gut versteckt waren mir große Dellen in den Filtertöpfen und eine fehlende EM11 aufgefallen. Solange die Spulen noch gut sind ist das erstmal egal. Naja jetzt erst mal das Chassis aus dem Gehäuse ziehen und auf den Tisch legen. Mit Pinsel und Sauger ging es dem Dreck und Staub an den Kragen.
Was befindet sich unter dem Chassis?
Genau Bastelspuren… Man kennt und hasst es. Mehrere Kondensatoren wurden abgeknipst oder ein Malzbonbon eingesetzt wo es nicht sein sollte.
Nach langem Durchkauen des Schaltplans des Imperial 50WK wurde schnell klar, das teile der NF-Stufe komplett verbastelt war. Kondensatoren haben gefehlt oder wurden anders verdrahtet und ein Widerstand wurde Sinnlos angeschlossen.
Der Rückbau war ziemlich einfach und hat erstaunlich gut funktioniert, da die umverdrahteten Bauteile immer noch die originalen Längen hatten.
Achtung (Teer)Bombe!
Viele der alten Kondensatoren wurden durch neue getauscht. Einige, im HF-Teil und in der Klangregelung blieben bestehen.
Jetzt wird es spannend!
Da der Trafo die erforderlichen Spannungen liefert und nicht warm wird, konnte ich weiter testen.
Der erste Test war eher ernüchternd, leider kam nichts aus dem Lautsprecher. Man sollte auch die Anodenspannungsleitung wieder einbauen, nachdem man sie für den Trafo Test entfernt hat.
Jetzt brummt es schon mal und die Schraubenzieher Probe war auch erfolgreich, der NF-Teil geht.
Immer diese Kontakte!
Mal die anderen Röhren einsetzen und schauen ob was rein kommt. Nichts, stille, leere, ab und an ein knacken. Auf Kurz und Mittelwelle das Gleiche. Auf Langwelle aber ist ein rauschen zu hören.
Nach bisschen rumspielen mit dem Wellenschalter hab ich es zwischen den Raststufen hinbekommen Mittelwelle und Kurzwelle zu empfangen. Selbst bei leichter Dämmerung sind mit paar Metern Draht etliche Stationen zu empfangen.
Nach dem kleinen Test wurde der Wellenschalter nochmal genauer unter die Lupe genommen. Alle Kontakte außer zwei sind vollständig korrodiert. Kein wunder machen sie nur an gewissen Stellen Kontakt. Mit einem sehr feinen Schleifpapier ging es zwischen die Kontakte und siehe da, sie sind wieder frei und die Wellenbereiche passen zur Anzeige. Der Schalter Bleibt zwar sehr empfindlich damit kann man leben.
Das Gehäuse
Leider habe ich vergessen Bilder vom Ursprungszustand zu machen.
Die Oberseite hat sich komplett angehoben, die Seiten waren ineinander verdreht, aber das Schlimmste war, in der Vergangenheit wurde versucht das Gehäuse mit Alleskleber zu kleben!
Mit einem großen Schraubenzieher wurden die groben Überreste abgeschabt. Hinterher wurde mit groben Schleifpapier die Ecken angeschliffen und anschließend neu verleimt.
Mist, auf einer Seite habe ich vergessen die Holzklötze zu leimen. Kein Wunder Klappt es immer wieder auf. Jetzt ist alles perfekt. Das Gehäuse sieht von vorne wie neu aus.
Der Lautsprecherstoff ist ziemlich spröde, gehört aber zum Radio, deshalb bleibt er so wie er ist.
Der Dauertest lief auch gut, also:
Patient geheilt und meine Sammlung ist über ein weiteres, funktionstüchtiges Gerät erweitert!
Anmerkung der „Senioren“: Julian ist unser jüngster Radiodoktor. Dafür, dass er noch Schüler ist, und keineswegs schon über eine Fachausbildung verfügt, überrascht er uns „alten Knöpfe“ immer wieder mit der Qualität seiner Arbeit.
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- Klicken Sie hier für Informationen über das Radio-Museum Linsengericht e.V.
Hallo Julian,
dein Herr Großvater ist stolz auf dich :-))