90 Jahre alt: Körting S2400WL

Reparaturbericht zu einem Körting S2400WL aus 1933 von Wolfgang Ruf

Große Freude im Museum gab es bei der Spende die uns Herr Klein aus Frankfurt auch noch selbst vorbei gebracht hat.  Ein gut erhaltener Cyclo-Super der Fa. Körting aus dem Jahre 1933. DANKE!

Körting S2400WL
Körting S2400WL

Erste „Inspektion“ zeigte zwei defekte Röhren eine seltene RENS 1254 (ZF, Demodulation und NF in Reflexschaltung), dann die RENS1234. Beide Röhren gab es aus meiner Sammlung, schon mal gut.

Das Chassis wird ausgebaut und das Gehäuse hat Mathias zum Aufpolieren mit nach Hause genommen. Gut so, der kann das am besten! Ich nehme das Chassis und den Lautsprecher mit ins „Homeoffice“.

Dann das übliche: fast alle Kondensatoren sind grottenschlecht.
Daher ein Block-Elko mit 2x 8µF in Papphülle leer fieseln und neu befüllen. Weil die Pappe nun nicht mehr einen festen Block aus Kondensatoren und Paraffin umhüllt, wurde ein Kasten aus Platinen-Material gefertigt und das alte Papier aufgeklebt. Zu beachten war die mögliche hohe Leerlaufspannung von bis zu 550V DC.

Blockkondensatoren
Blockkondensatoren

Der zweite Block mit Blechgehäuse  ist mit verschränkten Blechlaschen, wie auch vom VE301 bekannt, montiert. Die sind aber unter dem Drehkondensator schwer zugängig. Ach nee, den baue ich nicht aus, denn das zieht Kreise… Ein Stück Vierkantstahl 10×10 mit einem Sägeeinschnitt hat da weiter geholfen, aber es ist eine ziemliche Fummelei, beim Aus- und Einbau.

Ein (nach meiner Erfahrung) bewährtes Verfahren wird angewandt: Erst die Anschlussplatte entfernen, dann 4mm Bohrungen in die Kondensatorwickel bohren und eine lange 5 mm Spaxschraube eindrehen, dann die Schraube samt Wickel mittels Hebel kräftig rausziehen.
Ist ein C-Wickel entfernt, ist der Rest eigentlich gut herauszuholen.
Auch hier ist mit hohen Spannungen zu rechnen. Daher sind alle 5 Kondensatoren durch 630Vdc Typen ersetzt worden.

Kondensatorkur
Kondensatorkur

Die Wickelkondensatoren mit Fön geleert dann mit geeigneten, neuen Kondensatoren gefüllt und mit Teer vergossen. Im Bild sieht man einen Kondensator neben altem und neuem Inhalt. Selbstredend ist der ERO wieder mit einem ERO neuerem Baujahres „befüllt“ worden.

Vor dem Drehko sind in einem Keramik-Körper  drei ”Verkürzungs–Kondensatoren“ padding condensers vorgeschaltet, wodurch der Gleichlauf zwischen Eingangs- und Oszillatorfrequenz derart beeinflusst wird dass die Differenz-Frequenz immer 430 kHz (ZF) beträgt. Diese bestanden aus Glimmer mit einer Silberschicht.

Das Silber hat sich in 90 Jahren mit Schwefel aus der Luft zusammen getan und steht dann elektrisch nicht mehr zur Verfügung. Ergebnis: kein Empfang! Die genieteten Glimmerkondensatoren wurden restlos entfernt und mittels Lötösen und Styroflexkondensatoren montiert. Das Problem dabei war, dass keine Werte bekannt sind. Da steht auch nichts in den Schaltplänen. Mit längeren Versuchen wurden zufriedenstellende pF-Werte gefunden.

Styroflex Kondensatoren
Styroflex-Kondensatoren

Das Netzkabel… na ja, 90 Jahre alt… durfte auch erneuert werden. Zum Glück ist der Stecker an der Rückwand des Körting S2400WL vorhanden und brauchbar. Ein Kabel mit Stoff ummantelt und an den Enden mit Zwirn umwickelt nach alter Väter Sitte und das ganze sieht echt antik aus. Nur die Ader-End-Hülsen sind neu, aber die zeigen sich ja nicht.

Jetzt kann ein Probelauf starten.
Blöd, der Netzschalter lässt sich nicht einschalten.
Also zerlegen, putzen, zusammen schrauben und einbauen.
Einschalten und Spannungen messen.

So richtig geht aber noch nix.

Nach öffnen der Bandfilter, wobei die Blechtöpfe nur mit einem 100W Lötkolben abzulöten sind, zeigten sich tief schwarz angelaufene Kontakte an den Bandumschaltern, die in den Spulentöpfen eingebaut sind.
Ergo: Silber putzen ist erforderlich!

Spulen mit Schaltern
Spulen mit Schaltern

Nach längerem Testen zeigten sich noch kleine Fehler die alle in zwei langen Abenden behoben wurden. Zum Abgleich gibt es nur die 3 Trimmkondensatoren für den Oszillator und einen Trimmer am Doppeldrehko.  Skalen wurden zerlegt und gereinigt.
Die Zelluloidscheiben sind ca. 3mm geschrumpft, konnten aber doch noch fixiert werden.

Frontansicht

Im Museum fand die Zusammenführung von Gehäuse (hat Mathias wieder toll aufgemöbelt), Lautsprecher und Chassis statt. Der Lautsprecher ist mit alten Kabeln verbunden. Knöpfe montiert.

Beim Probelauf hat der Körting S2400WLt gleich unseren „Heimsender“ und andere empfangen. Noch die Rückwand angebracht. Fertig!

Den Körting S2400WLt können Sie jederzeit in unserer 30er-Jahre Ausstellung bewundern!

Ein immerhin neunzigjähriges Radiogerät ist wieder so frisch und munter, als wäre es gerade aus der Fabrik gekommen.

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