Reparatur eines Radios von Sachsenwerk aus dem Jahre 1933
Ein „Sachsenwerk ESWE232“ wurde in die Radioklinik gebracht.
Viele Jahre stand das Gerät unbeachtet herum.
Die Rückwand fehlt.
Generationen von Holzwürmern haben ihre Löcher in das Holzgehäuse gebohrt und im Innern des Geräts sind Spinnweben Zeugen einer langen, einsamen Zeit…
Hier wird es zu viel Putzarbeit kommen, um dem Luxusgerät von 1933 wieder etwas von seinem alten Glanz zurück zu geben.
Die alten Kondensatoren sind mit der Zeit aufgequollen und sind nicht mehr brauchbar.
Und dieser Elektrolyt-Kondensator hat „Dampf“ abgelassen.
Der Beweis für die These, dass Elektronik aus Rauch gemacht wird, denn wenn der Rauch rauskommt, ist die Elektronik kaputt.
So jetzt aber raus mit den ollen Kamellen.
Das Potentiometer für die Lautstärke hat mehrere Drahtbrüche. Es ist ohne viel Aufwand nicht zu retten. Ersatz muss her.
Aber auch die alten Kondensatoren sind hinüber. Sie werden neu befüllt.
Das Original-Poti wird ausgebaut und mit einem modernen, aber umgebauten Ersatz versehen. Interessant ist der Betätiger für den Netzschalter.
Der Elektrolyt-Kondensator 2 X 22µF ist aufgebläht und hat sein Blechgehäuse gesprengt. Das alte Gehäuse wird neu befüllt und neu beschriftet. Der Nachbau ist von einem Original aus 1933 nur dadurch zu unterscheiden, dass er neu aussieht.
So sieht das Ganze hygienischer aus.
Die rechte Seite der Elektronik ist fertig.
Die blauen Kondensatoren haben aus Sicherheitsgründen die moderne Bauform. Das ist notwendig, wenn auch nicht ganz original.
Eine Röhre musste erneuert werden, 18 Kondensatoren, das Lautstärkepoti, 5 Widerstände und so weiter… Alles in Allem waren hier bestimmt vierzig Stunden Arbeit nötig.
Das Gerät ist nun elektrisch überholt und betriebsbereit.
Gehäuseseitig haben wir jedoch keine Reparaturen gemacht. Das will der Besitzer selber tun.
Der Probelauf hat erstaunlich gute Empfangsleistungen gezeigt.
So ein Oldtimer ist nicht ganz einfach zu bedienen. Man muß von Hand einstellen, was modernere Geräte automatisch tun.
Dafür dankt er es aber mit erstaunlichen Fähigkeiten, auch schwache Sender noch sauber zu empfangen. Wenn man das Alter des Geräts mit in Betracht zieht, ist man immer wieder überrascht.
Eine gute Antenne ist aber in jedem Fall nötig, um dem Gerät zu ermöglichen, seine Leistungen zu zeigen.
Das Gerät kostete im Jahr 1933 einmal 249 RM (Reichsmark). Wenn man bedenkt, dass ein durchschnittlicher Arbeiter um die 80 Mark verdiente, kann man ganz schnell hochrechnen, wieviel Geld schon damals die Menschen für „Hightech“-Produkte auszugeben bereit waren.
„Der Beweis für die These, dass Elektronik aus Rauch gemacht wird, denn wenn der Rauch rauskommt, ist die Elektronik kaputt.“
Ein echter Wolfgang Ruf.
Ich bleibe Dir ewig dankbar für die „Grundausbildung“.