Graetz 162 W

Vorbemerkung

Eigentlich wollte ich dieses Radio nur kurz anschauen, weil es beruflich auf dem Weg lag und die Beschreibung in den ebay-Kleinanzeigen einen Punkt enthielt, der mir wichtig erschien: Originalzustand!

In der Tat bei dem Graetz 162 W (Baujahr um 1953) hatte sich segensreich viel Staub über Gehäuse und Chassis gelegt!
Beim Kaufpreis von 20 Euronen konnte man also nicht allzu viel falsch machen.

Zur Technik:

Eine gründliche Kondensatorkur war unausweichlich, wenngleich Graetz mit diesen Bauteilen nicht gerade sparsam umgegangen ist. Überdies waren viele dieser als Problemteile bekannten Kondis so verbaut, dass ein direkter Zugriff nicht möglich war.


Will heißen: Einzelne Stücke erforderten Vor- und Nacharbeit durch den Ausbau anderer Bauteile resp. ganzer Baugruppen.
Den Lade- und Siebelko (Marke Dominit – ältere Stücke gern auch als Dynamit betitelt) habe ich als „Erinnerung“ und aus optischen Gründen am Originalplatz stehen gelassen, aber in seiner Funktion komplett stillgelegt.

Nach dem Komplettaustausch von „Micro- Pico- und Nanofarad“ stand ein gründliche Prüfung der Potis für Lautstärke und Klang an.
Durch mehrtägige „Spiritus-Tropfeninfusion“ auf die Wellen konnte diesen Teilen die Drehbewegung wieder beigebracht werden.
Immerhin: Bei allen ist schließlich wieder einwandfreie Funktion gewährleistet. Auch der mit dem Lautstärke gekoppelten „Stromsparschalter“ ist neues Leben eingehaucht worden und bei der Sparschaltung wird der Stromverbrauch um rund 20 Watt gesenkt, was aber zu Lasten des Anodenstroms geht und optisch durch ein schwächeres Leuchtbild des magischen Auges wahrnehmbar ist.

Nicht 100prozentig zufriedenstellend ist die Arbeit der Wellenschalter.
Zwar lässt sich jeder Bereich schalten, es bedarf mitunter aber eines mehrmaligen Drückens der Tasten – incl. Aus-Taste.
Wenn alles richtig einrastet, läuft das Gerät störungsfrei. Über eine komplette Zerlegung der Schalterei und deren Aufarbeitung muss ich noch einmal intensiv nachdenken.

Die Röhren sind mit Ausnahme des magischen Auges (Ersatz durch 6E5C NOS aus russischer Produktion) nach wie vor brauchbar und liefern ordentliche Empfangseigenschaften und anständige Verstärkung im NF-Bereich (EL 41).
Die Tonqualität ist ausgezeichnet und wird über die beiden Lautsprecher mit großem Volumen erreicht. Das Holzgehäuse leistet ein Übriges.

Überhaupt das Gehäuse:

Auch nach mehreren Jahrzehnten ein Hingucker mit seinen abgerundeten Flächen und dem rundherum verarbeiteten Edelholzfurnier. Was nach der Neulackierung jetzt das Auge erfreut, ist bei der Aufarbeitung nicht ohne. Bei Entfernen der alten und teilweise beschädigten Lackschicht(en) bedarf es größter Vorsicht, denn wenn sich in den Rundungen Furnier löst, es sehr schwer, dies wieder ordentlich zu befestigen.

Alles in Allem:

Die Aufarbeitung hat sich technisch und optisch durchaus gelohnt. Der Graetz 162 ist jetzt wieder alltagstauglich!

Dank auch an meine beiden Assistenten.

Sie haben sich gut benommen und nichts kaputtgemacht. Das will schon etwas heißen.