Viele der alten Radios haben Kondensatoren, die aus einen Alu-Papier-Wickel bestehen und in einem Glasröhrchen stecken. Das ist dann mit Teer verschlossen und …
nunja, heute kaputt.
Nun kann man so einen Kondensator einfach austauschen. Aber was, wenn man das nicht will, sondern den Original-Look behalten will?
Okay, versuchen wir das mal am Beispiel eines SABA-Motorkondensators zu zeigen.
Als erstes muß das Etikett gesichert werden, damit es nicht kaputt geht. Ich mache das mit einem Glas lauwarmen Wassers. Etwas Spülmittel aus der Küche hilft, den Kleber des Papieretiketts zu lösen.
Und ja, es war im ersten Moment nicht einfach, den Kondensator einfach ins Wasser zu legen. Da spielen viele Jahre Berufserfahrung rein: Wasser und Strom? Uiuiui…
…aber…
er ist ja schon kaputt. Kaputter kann er nicht gehen. Also hinein ins Badevergnügen.
Nach etwa anderthalb Minuten oder so, ist das Etikett lose und kann einfach heruntergenommen werden.
Zwischen zwei Küchentücher gelegt und mit einem dicken Buch beschwert nimmt das Küchentuch die Feuchtigkeit auf. Aber bitte nicht zu lang, damit sich eventuelle Klebstoffreste nicht etwa mit dem Küchentuch verbinden.
Danach das Etikett einfach flach liegend trocknen lassen.
Nun folgt der diffizilere Teil:
Den Kondensator auf etwa 70-80 Grad erwärmen.
Mit der Heißluftpistole gibt es Glasbruch. Das liegt scheinbar an der Wärmeausdehnung des Teers.
Bitte also hier nicht mit diesem sonst recht praktischen Werkzeug arbeiten.
Ein Umluftherd / Backofen (gibts als Tischgerät oft schon ab ca. 30 Euro zu kaufen) ist hier besser. Nicht vorheizen und erstmal auf 50° einstellen. Wenn die erreicht sind auf 75° hochdrehen.
Achja… Und Teer mit Pizza macht nix. Aber Pizza mit Teer? Also bitte nicht den guten Backofen in der Küche nehmen. Beschaff Dir dazu einfach so ein Tischgerät. Damit kannst Du dann auch andre Sachen erhitzen. Bloß eben kein Essen…
Aber zurück zum Thema:
Lass dem Ganzen gern mal zehn Minuten Zeit.
Danach lässt sich der alte Kram relativ einfach aus dem Glasröhrchen schieben.
Nun brauchen wir wieder etwas aus Muttis Backstube: Einen Fetzen Backpapier!
Aus entsprechend spannungsfesten Kondensatoren wird der neue Inhalt zusammengestellt.
Einen 0,35 µF kann man aus 330nF und 2x10nF in Parallelschaltung schön bauen. Nochmal gemessen und dann gehts weiter. Unser neu zusammengebauter Kondensator wird durch das Backpapier gesteckt und auf eine Lochrasterplatine gelötet. Dieses Konstrukt so bauen, dass der Kondensator schön im Glasrohr verschwinden kann.
Nun mit schwarzem Heißleim einfach das Ganze vergießen. Beim Abkühlen drauf schauen, dass man die Volumenverluste durch die Temperaturänderung noch etwas ausgleicht.
Wenn das Ganze nun kalt ist, wird der neu befüllte Kondensator von der Lochrasterplatte und dem Backpapier abgenommen. Wir sehen nun, dass die Backpapierseite nicht schön glänzt. Hier einfach mal mit der Heißluftpistole bei 150° drüberblasen.
Sieht doch super aus, oder?
Ach, das Etikett fehlt noch.
Ganz einfach: Etwas weißen Holzleim (Ponal oder sowas) 50/50 mit Wasser verdünnen. Das Etikett damit hinterwärts einstreichen und auf den Kondensator kleben. Das Verdünnen ist insofern wichtig, dass man dann das Ganze auch noch etwas ausrichten kann.
Na siehste?
Sieht aus, als wär nichts gewesen.
Aber dieser Kondensator hat genau 0,35µF und hält jetzt sogar 630 statt nur 500 Volt aus.