Reparaturbericht zu einer Orienta A 203 von Radio Funkwerk Dresden von Hajo Vogler
Mit dem kleinen Rundfunkempfänger „Orienta A 203“ verbinden sich bei mir nostalgische Gefühle. Es war das erste Radio, das ich als Grundschüler im 4. Schuljahr aus gespartem und von der Verwandtschaft abgebettelten Geld erwerben konnte. In den vergangenen Lebensjahrzehnten ist das Teil im wahrsten Sinne auf der Strecke geblieben. Auf der jüngsten Radiobörse wurde exakt dieses Radio sozusagen als „Zugabe“ zu einem Röhrentaschenbuch angeboten.
Der äußere Zustand war ordentlich bis gut, die „Innereien“ befanden sich im Originalzustand, wie das Gerät 1958/59 das Funkwerk Dresden verlassen hat. Das Orienta A 203 mit den Abmessungen 23 cm Breite, 17 cm Höhe und 12 cm Tiefe in einem Bakelit-Gehäuse mit weißer Kunststoff-Frontblende ist ein ausgesprochener „Winzling“ und konnte allein auf Mittelwelle Sender empfangen, was seiner Zeit durchaus akzeptabel war
Technisch interessant ist die Tatsache, dass die Bauteile bereits (1958!) nicht mehr auf einem Chassis verdrahtet, sondern auf einer Platine montiert waren. Da es sich um eine frühe Produktion von Leiterplatten handelte, war nicht nur bei allen Lötarbeiten besondere Vorsicht angeraten, auch die mechanischen Eigenschaften der Leiterplatten sind sehr sensibel.
Natürlich waren die „üblichen Verdächtigen“ sprich Kondensatoren auszutauschen, außer dem Elko, der war interessanterweise in Ordnung. Nicht in Ordnung war hingegen der Selengleichrichter. Aus optischen Gründen habe ich das Teil im Gerät belassen, stillgelegt und durch einen Gleichrichter (1N4007) ersetzt. Ausgetauscht wurde die UBF80, was eine deutliche Verbesserung der Empfangsqualität bedeutete (gemessen an einem MW-Testsender).
Ersetzt wurde auch das altersschwach gewordene Netzkabel. Darüber hinaus wurde ein Widerstand (100 Ohm) eingesetzt, weil die Orienta A 203 auf 220 Volt fest eingestellt ist. Eine Veränderung ist – im Gegensatz zur Darstellung im Schaltplan – nicht möglich. Hier hat die Materialknappheit im real existierenden Sozialismus wohl seinen Tribut gefordert. Alles in allem ein freundlich anmutendes kleines Radio, was zu seiner Zeit wohl als Gegenstück zur Philetta im Westen angedacht war.
Bild Mitte: Oben rechts ist der zusätzliche Widerstand zu sehen, der unter sehr beengten Raumverhältnissen Platz gefunden hat.
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Wir sind durch einen Zeitungsbericht des Deutschen Museums München bzgl. der Uhrenübergabe an das Radiomuseum Linsengericht auf sie aufmerksam geworden.
Werden bald einen Tagesausflug und Museumsbesuch von MZ bzw. WI ins Radiomuseum planen.
Hallo Herr Hänel, das freut uns sehr zu hören! Unsere Öffnungszeiten finden Sie immer aktuell unter https://radio-museum.de/index.php/oeffnungszeiten/
Führungen für Gruppen bieten wir auch gerne, mit Voranmeldung, an den anderen Tagen an.