Operette 50: Totgesagte leben länger

Reparaturbericht zu einer Operette 50 von Horst und Julian Hoferichter

Auf der Suche nach einem passenden Netztrafo für meinen neuen Philips bin ich auf dem Dachboden über eine Operette 50 gestoßen. Mein Vater hatte dieses Gerät vor 20 Jahren schon mal auf dem Tisch und schon viel dran gemacht. Nun warum Dachboden fragt man sich, die Antwort ist leicht: In Köln hat mein Vater sich dieses Gerät vor Jahren gekauft.

Der Netztrafo war offensichtlich defekt und wurde glühend heiß. Aus diesem Grund hat er sich das gleiche, bereits angeschlachtete Gerät gekauft. Nach vergeblichen Versuchen, Töne aus dem Kasten zu bekommen, hatte er die UKW Filterspulen getauscht, mit mäßigem Erfolg. Zwar konnten jetzt 1-2 Sender im Rauschen erahnt werden, jedoch stellte sich der gewünschte Erfolg nicht ein. Viele vergebliche Versuche, die Operette 50 wieder Empfangsbereit zu machen endeten leider damit, dass es zwar bei jedem Umzug wieder mitgenommen wurde, letzten Endes auf dem Dachboden unter einer dicken Staubschicht begraben wurde. 

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Bild 1: Kleine Besonderheit: Telefunken hat seinerzeit die Drahtenden nicht verlötet, sondern verdrillt und anschließend verschweißt

Zum schlachten freigegeben wollte ich nun den Trafo ausbauen, überlegte es mir aber dann doch nochmal anders – grins. Die Suchen nach der Nadel im Heuhaufen hat begonnen…

Was wurde bereits ersetzt, was wurde umgebaut, wo wurden Drähte abgemacht zum Prüfen? Tja, das sind halt die Probleme, wenn man ein angefangenes aber fehlerhaftes Gerät übernimmt. Das Radio ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie genau was drin ist.

Zum Glück hat sich keine der Befürchtungen bewahrheitet, alles sah korrekt angeschlossen aus und die bösen Kondensatoren waren bereits ersetzt oder sogar neu befüllt. Jetzt konnte ich guten Gewissens mal Strom drauf geben.

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Bild 2: Der Blick unter das Chassis. Zu Erkennen: Die bereits getauschten, bzw. wieder befüllten Kondensatoren. Eine Sicherung (unten links) wurde vorsorglich für Testzwecke eingebaut, damit im Fehlerfall die wertvolle Gleichrichterröhre keinen Schaden nimmt.

Wie zu erwarten, nichts, kein Ton und keine Sender. Da diese Operette 50 mal ein Küchenradio war, hat sich auf dem Chassis eine Schicht aus Fett, Kontaktspray und Staub der letzten 20 Jahre angesammelt. Viel Isopropanol und eine Zahnbürste später, sah das Chassis, welches aus Pertinax ist, wieder einigermaßen anschaulich aus.

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Bild 3: Zu sehen eine dicke Schicht Schicht aus Fett und Staub unter dem Chassis. Das Radio hat vermutlich in einer Küche gestanden

Siehe da ein Rauschen auf UKW, mehr als vorher, jetzt schnell nur noch eine Lange Antenne angeschlossen und…

Immer noch kein Empfang! Da diese Operette 50 eines der Ersten Radios mit UKW ist, ist es definitiv nicht dafür geeignet. Die Konstruktion und der allgemeine Aufbau sind nicht tauglich für die hohen Frequenzen, geschweige denn die Röhrenauswahl.

Nach einem Bisschen archäologischer Arbeit habe ich aus den Tiefen der Bastelkiste noch eine EF11 gefunden, die noch „einigermaßen“ gut ist (50% Emission). Siehe da ein Sender, zwar sehr leise aber ein Sender. Voller Euphorie habe ich wieder alles ins Gehäuse gebaut und in mein Zimmer an einen längeren Draht angeschlossen. Nichts, Stille, kein Rauschen und erst recht kein Sender, nur Brummen. Auf Kurzwelle spielte die Operette 50 einwandfrei, Wellenschalter zurück auf UKW, und der Sender war wieder da. Aha, Kontakte oxidiert; da der Nockenschalter offene Kontakte hat konnte ich diese sehr leicht reinigen und polieren.

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Bild 4: So steht sie wieder schön da. Telefunken Operette 50, Baujahr 1949

Das wars auch schon: Dreck und eine kaputte EF11, haben das schöne Gerätchen auf den Dachboden gebracht.  Nun läuft es wieder wie in alten Zeiten. Vielen Dank auch an Wolfgang, der mir zu guter Letzt noch eine EF11 mit 100% Emission überlassen hat. Der Empfang ist jetzt wieder klar und deutlich.

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