Wiederbelebung eines 85 Jahre alten Radios
In unsere „Radioklinik“ kam ein Körting Saxonia zur Behandlung. Äußerlich für sein Alter in einem sehr schönen Zustand.
Da in diesem hohen Alter einige „innere Organe“ einer Auffrischung bedürfen, erst mal einen Blick in das Innenleben.
Bestandsaufnahme: Wie geht es dem Patienten denn?
Nach dem das Chassis aus dem Gehäuse genommen und auf das Reparaturgestell montiert wurde, ist eine Bestandsaufnahme fällig.
Es gibt zwei sogenannte Block-Kondensatoren.
Darin sind gleich mehrere Kondensatoren zusammengefasst verbaut.
Ja und die sind alle „krank“, denn deren Isolationswerte sind grottenschlecht. Sie müssen erneuert werden.
Der Ausbau gestaltet sich sehr aufwändig weil erst andere Teile ausgebaut werden müssen. Dabei muss ein Teil der Verdrahtung entfernt werden. Das bedarf einer Dokumentation des Urzustandes.
Der Kondensator auf dem Chassis
(in der Mitte der silberne rechteckige Klotz) wurde ausgebaut, ausgeräumt und neu gefüllt.
Ein zweiter unterhalb des Chassis trägt noch eine Pertinax-Platte mit fast allen Widerständen. Das muss alles raus.
Die Neugestaltung des Inhaltes sieht man unten. Rechts neues Material und neu gefüllte Wickelkondensatoren. Zusammen gebaut und verdrahtet sieht das ganze wie vorher aus.
Es bewegt sich nicht: Rheuma?
Der Zeiger bewegte sich nur widerwillig.
Die Ursache: Dreck und Rost.
Die Gleitstangen, auf denen der Zeiger montiert ist, wurden gereinigt.
Nach dem Zusammenbau ging das Sendersuchen wieder wie geschmiert.
Rau und rostig: nicht gut.
Das Potentiometer mit Netzschalter ist mal gewechselt worden.
Es ist völlig falsch. Es wurde bestmöglich ersetzt.
Dazu ist aus mehreren Altteilen ein passendes Ersatzteil zusammen gebaut worden.
Das fertige Gerät von hinten.
Alle alten Kondensatoren wurden ausgebaut, mit Hilfe von Heißluft entleert, neu bestückt und mit Teer vergossen.
Nach dem Einbau wurden mit einem grünen Punkt versehen. So erkennen wir, dass es schon reparierte Teile sind.
Zwei ganz zeittypische Widerstände mussten ersetzt werden.
Die haben nicht die gebräuchliche Bauform, sondern da wurde der Widerstandsdraht auf eine Schnur gewickelt, beide Enden mit einem Anschlussdraht versehen und mit Gewebeschlauch überzogen.
Das Ganze sieht aus wie ein Stück isolierter Draht. Sehr irritierend ist das!
Röhren nach über 80 Jahren noch gut beisammen:
Die Röhren zeigten bei der Überprüfung mit dem Röhrenprüfgerät Neuberger RPM360 meist sehr gute Werte. Man bedenke 84 Jahre alt! Daher musste keine Röhre getauscht werden.
Die vorderen losen Holz-Füße wurden neu angeleimt. Zusätzlich ist das Gehäuse gereinigt und einige Flecken weg poliert worden.
Patient gesund!
Mit neuem Netzkabel erfolgte ein Probelauf in den Abendstunden.
Der Dreikreiser mit weicher Rückkoppelung hat einen erstaunlich guten Empfang, ähnlich gut wie ein gewöhnlicher Super-Radio.
Operation geglückt, Patient kann die „Radioklinik“ verlassen.